Historisches Bagno

Försterhaus Bagno

Er konnte sich den Traum von den Gärten dieser Welt erfüllen. Mit der in einem faszinierenden Prozess kultivierten Parkanlage, die allen Bürgern offen stand, ließ Graf Karl Paul Ernst zu Bentheim-Steinfurt im 18 Jahrhundert diese exotische Gartenlandschaft als „Lustgarten“ schaffen. Der ägyptische Turm, die türkische Moschee, der chinesische Salon, das Badehaus und opulente Wasserspiele machten die Anlage seinerzeit zu einem ganz besonderen und atemberaubenden Ort.

In seiner gestalterischen Grundstruktur an französischen Vorbildern angelehnt, erfüllten die ersten Bauwerke und Anlagen den Zweck, für die gräfliche Familie einen Sommersitz abseits des Schlosses zu schaffen. Zentraler Ort der Anlage war das Bagno-Quadrat, dessen vier kreuzförmig angelegten Pavillons als Unterkunft dienten und in dessen Mitte sich der erste Sommersitz des Grafen Karl von Bentheim-Steinfurt, umgeben von kleinen Gärten, Wassergräben, Spielen und einer Volière befanden. Auch der Jagdstern gehörte zu dieser kleinen Garteninsel. Diese erste Ausbauphase war im Jahre 1770 erreicht.

In der Folgezeit entstanden weitere Gebäude und Gartenanlagen, die den verwöhnten Geschmack Karls befriedigten. Zu ihnen gehörten die 1774 fertiggestellte Konzertgalerie, der 1777 erstmals benutzte Kiosk oder Speisesaal, die 1777 entstandene Maurische Hütte, das Amphitheater und die Kleine Fontäne mit dem chinesischen Teich.

Im Laufe wurde das Bagno zunehmend für alle Kreise der Bevölkerung erlebbar gemacht. Die nach 1770 enorm gestiegenen Besucherzahlen belegten den Zuspruch, den diese Gartenanlage in den folgenden Jahren erfuhr.

Nach Graf Karls Tod 1780 übernahm sein Sohn Ludwig die Grafschaft und führte das Bagno in die nächste Generation. Es blieb in den Folgejahren bei kleineren Veränderungen wie z.B. dem Abbau ganz und gar unmoderner Anlagen und kosmetischer Maßnahmen. Wie sehr Graf Ludwig, trotz den neuen von England ausgehenden Gestaltungsprinzipien, dem französischen Geschmack verhaftet war, zeigen die von ihm initiierten Wasseranlagen wie z.B. die des „Ägypten“.

Die 1790er Jahre waren durch wechselhafte Bautätigkeiten im Bagno bestimmt. Jetzt war das Ziel, die Anlage den Regeln des englischen Landschaftsparks anzupassen, dessen Vorbilder Graf Ludwig auf seinen Reisen nach England ausführlich studiert hatte. Nachahmenswert war der 1765 als Landschaftspark geplante Wörlitzer Park des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau. Zahlreiche Staffagen fanden in Steinfurt Nachahmung, wie die Knüppel- und die Kettenbrücke, die Große chinesische Brücke oder der Gotische Kiosk.
Um 1800 kam das Bagno den Grundlagen des englischen Gartens sehr nahe. Für Deutschland war ein neues Gartenideal geschaffen.

1806 kam der Wendepunkt in der Entwicklungsgeschichte des Bagnos. Das napoleonische Machtstreben hatte sich auf die kleine Grafschaft Steinfurt ausgedehnt und sie dem Großherzogtum Berg des Joachim Murat zugeschlagen. Die kleine Reichsgrafschaft Steinfurt hörte auf zu bestehen. Die Folgen für das Bagno waren fatal. Ludwigs Bemühungen, seine Privilegien zurück zu fordern blieben ergebnislos. Entmutigt und gekränkt verbrachte er die nächsten Jahre in Paris. 1817 kehrte er zurück und verstarb. Das Bagno, von seinem Sohn Alexis mit weniger Enthusiasmus erhalten, büßte in den Folgejahren die Mehrzahl seiner Gebäude ein. Die Natur eroberte das Gebiet zurück. Der schleichende Verfall war nicht mehr aufzuhalten und 1922 verschwand mit dem Kiosk eines der letzten bedeutenden Gebäude im Bagno.
1997 wurde die vorbildlich restaurierte Konzertgalerie wieder eröffnet. Doch erst im Rahmen der „REGIONALE 2004 – links und rechts der Ems“ erhielt der Garten- und Landschaftspark neuen Glanz.

Heute zeugen die Konzertgalerie, die Neue Wache, die Ruine auf der Ruineninsel, das Bagno-Quadrat, die Große Allee und die Barocke Achse von der einstigen Pracht und Vielfalt im Steinfurter Bagno.

 
 
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